Der Einzelne zählt

Der Einzelne zählt

Ich vermisse Gemeinschaft und das tun doch gerade irgendwie alle. Immer wieder dieser Frust, wenn eine Corona-Regelung verlängert wird. Und die ersten vier Monate von 2021 waren in dieser Hinsicht hart. Sehr hart. Ich hab im Januar versucht, mir nicht allzu viel Hoffnung zu machen, dass es besser oder anders wird mit der Corona-Situation. Wurde es auch nicht. Das soll jetzt kein „Hab-ich-doch-gesagt“-Ding hier werden. Im Gegenteil, die Realität, dass dem wirklich so war und eine dritte Welle kam oder da ist, – wie auch immer – war trotzdem schwer zu ertragen. Ein guter Vergleich des Gefühls nach Bekanntgabe irgendwelcher Verlängerungen von Regeln: Eine +4-Karte nach der anderen beim UNO-Spielen zu bekommen.


Ich habe in meinem Frust darüber nachgedacht, was meine Chancen jetzt sind. Was ich mit dem machen kann, was ich habe.

Das, was ich habe, ist die Möglichkeit, mich mit Personen einzeln zu treffen – als ob ich das nicht vorher auch gemacht hätte.

Aber wie kann ich da noch mehr Freude dran gewinnen und mich völlig darauf konzentrieren?

Indem ich mir bewusst mache, dass der Einzelne etwas zählt, wertvoll ist und ich genau da rein investieren möchte.

Die Motivation dazu gibt mir Jesus. Im Sachen, sich um den Einzelnen zu kümmern, ein richtig gutes Vorbild. Er beschreibt seinen Blick für den Einzelnen mit einem Hirten, der ein Schaf seiner Herde verliert.

Ein einziges.

Und das sucht er.

Während er eine große Herde stehen lässt.

Das einzelne eine Schaf ist ihm so wichtig. Das haut mich um. Jedes Schaf hat einen individuellen Wert. So auch jeder Mensch.

Im Anschluss an diese Geschichte (zu lesen im Lukas-Evangelium der Bibel) geht es weiter, dass Jesus von einer Frau erzählt, die zehn Münzen hat. Eine verliert sie und – beginnt das ganze Haus auf den Kopf zu stellen, um sie zu finden.

Ich glaube, dass Jesus für einen einzelnen Menschen ebenso keine Mühe zu groß ist. Weil der Einzelne zählt. Ein Schaf zu suchen als Hirte ist mit Sicherheit eine Herausforderung. Vielleicht hat das Schaf sich in einem Busch verfangen. Oder es ist in eine Grube gefallen, in einer Höhle versteckt… Auf jeden Fall wäre es wahrscheinlich selbst lieber bei den anderen Schafen. Davon gehe ich aus, weil Schafe Herdentiere sind.

Daraus kann ich schließen, dass wenn Jesus so ein Beispiel benutzt, er sich nicht zu schade ist für uns, für den Einzelnen.

Diese zwei Geschichten toppt eine Große. Die Geschichte vom verlorenen Sohn. Mich rührt sie immer wieder an. Der Einzelne zählt (übrigens nachzulesen in Lukas 15:11-32).


Zurück zum Corona-Social-Life.

Mir sind diese Geschichte ein Anreiz, mich in einzelne Menschen zu investieren. Wann wäre dies besser möglich als jetzt? Es könnte eine Idee sein, aus dem Jetzt das Allerbeste rauszuholen. Ohne Corona hätte ich vermutlich mehr Gruppentreffen gehabt. Und diese sind toll, Jesus hat sowas übrigens auch genossen. Aber eine Gruppe ist halt auch immer noch eine Gruppe. Man passt sich irgendwie an und trägt das ein oder andere Mal eine Maske. Wie es Einzelnen in der Gruppe geht und wie Einzelne wirklich denken, lässt sich in der Gruppe nicht immer rausfinden (ein großes Lob an die Gruppen, wo das funktioniert!).

Aber in einem Treffen mit einem Einzelnen kann ich Gefühle aus den Augen ablesen, Mimik und Gestiken erkennen und – einfach der persönlichen Lebensgeschichte einer Person zuhören. Ich kann persönliche Wertschätzung geben, die nur für die eine Person gedacht ist.

Ich denke, wenn es viele Leute geben würde, denen der Einzelne nicht egal ist, dann könnte man viel authentischer und selbstbewusster leben. Gerade die, denen Selbstannahme schwerfällt.

Der Einzelne zählt – das ist das Gute, was ich aus all dem Chaos und den Verwirrungen gerade herausziehen will.

Machst du mit?