Allein gelassen. Ein Poetry Slam.

Allein gelassen. Ein Poetry Slam.

Ich stehe hier, so ganz ohne jemanden zu sehen.‌‌
       Um mich herum alles leer.
       „Das war doch ein Versehen‌‌!“,
       schrei ich, doch hören tut mich keiner mehr.

Wie bin ich hier hergekommen, warum ist es hier so einsam?
       Ich fühl mich ganz benommen, bin ganz in einem Wahn.

In meinem Leben ging doch alles gut, ich hab so viel geplant und gewollt.‌‌
       Ich habe gelebt und geliebt und nichts davon bereut.‌‌
Das Leben war ein reinstes tolles Abenteuer und es ging immer gut aus‌‌.
       Ich ruhte mich aus auf all meinen Erfolg und meinen Stolz.‌‌
       Mann, was war das für ein geiles Leben.

Doch plötzlich hörte ich es beben,‌‌ es fiel alles auseinander, auf das ich baute.
       Versehentliche Freunde, auf die ich schaute,‌‌ gingen fort, ohne ein Wort.
       Wo sind sie hin, die Leute, von denen ich dachte, sie mögen mich und denen ich vertraute?

Meine Umstände,
       sie drehten sich um 180 Grad,
       es wirkte so, als ob ich etwas dazu gab, dass es so kam. Doch nein, ich kann es mir nicht erklären.

Was soll ich jetzt tun mit dem Chaos der Gefühle - ein Cocktail aus Frust, Wut und Resignation.
       Doch wen kümmert das schon?

So ganz allein wende ich mich an Gott, der muss den Plan doch haben.‌‌
       Hat er nicht alles so geführt, kann er mir nicht etwas dazu sagen?‌‌
       Ehe ich irgendwelche Antworten hören kann, komme ich mit Fragen über Fragen.
       Was soll das Ganze denn, warum in aller Welt?
       Alles, wirklich alles hätt' ich akzeptiert, doch nun diese Einsamkeit?‌‌
       Ich will es wagen - wo sind die Antworten auf meine Fragen ?

Ich merke wie Tränen über Tränen meine Fragen überdecken und das Gefühl von Traurigkeit meine Seele beflecken.

Doch ich merke, wie etwas Friedliches darin steckt und spüre auf einmal einen ganz neuen Trost, der in mir Hoffnung weckt.

Wie eine zarte Berührung auf meiner Schulter. So lieb und sanft.‌‌
       Mein Herz schlägt nun langsamer und wird ruhiger.‌‌
       Da ist Trost in meiner Trauer, da ist etwas Gutes in meinem Dunkel.

Was, wenn das nicht alles ist,‌‌ wenn das hier nicht für immer ist?

Ich möchte es wagen zu träumen und meine Vergangenheit aus dem Weg räumen.‌‌
       Was, wenn das hier bald vorbei ist und danach etwas noch Besseres kommt?

Nun hat sich was in mir beruhigt und ich kann hören. Hören, wie Gott mir sagt:‌‌ „Es ist gut so.‌‌
       Mein Trost reicht aus,‌‌ um alles zu überstehen.‌‌
       Was du jetzt lernst, kannst du nie wieder lernen.‌‌
       Was du jetzt fühlst, brauchst du für andere Zeiten.‌‌
       Du wirst zehren aus dieser Dürre und deinen Sieg am Ende feiern.‌‌
       Du wirst merken, ich bin mehr als genug.
       Streck dich aus nach meinem vollkommenen Frieden.‌‌ Ich werd dich immer lieben.“

Es ist Frühling nun und ich sehe neues Land.‌‌
       Das Gute sowie das Schlechte – ich nehme es aus Gottes Hand.‌‌
       Der Trost hat mein Herz geheilt.
       Was bleibt, ist eine tiefe Dankbarkeit.

Allein gelassen, so mag es es scheinen.‌‌
       Doch in großer Einsamkeit, ist für Gott kein Weg zu weit.